Mittwoch, 28. September 2011

Pol Ente


                                                                                                   Berlin, 27. September 2011

Was für ein Gefühl! Mein neues Zodiac Cadet 310 ist endlich da. Auspacken, Aufbauen und die Erstwasserung genießen. Leider ist es Ende September und die ersehnte Erstwasserung wird nicht ohne Hindernisse ablaufen und auch wohl für diese Saison die letzte Fahrt werden.

Der Motor steht schon seit einigen Tagen einsatzbereit in der Garage. Jedenfalls so wie ich ihn für einsatzbereit halte. Warum sollte man sich mit der Anleitung ärgern, wenn doch fast alles selbsterklärend ist. Dieser kleine 5PS Honda Motor (BF 5 LU) jedoch leider nicht. Doch dazu später mehr.


Warum ein Schlauchboot? Ich kann mir das Geld für einen Liegeplatz nicht leisten. Hier in Berlin ist jeder Meter Wasserfläche bares Geld wert und wirklich knapp. Da muss schon mit Kosten von 80€ monatlich gerechnet werden. Ein festes Boot kommt also nicht in Frage. Das Wasserfahrzeug muss leicht zu transportieren und groß genug für meine Frau und meine kleine Tochter sein. Schließlich macht alleine fahren nur halb so viel Spaß.

Wir haben einige Erfahrungen mit Paddel- und Tretbooten gesammelt. Der geneigte Leser erkennt also, es schreibt ein maritimer Vollprofi. Sowohl Paddel-, als auch Tretfahrzeug haben einen gravierenden Nachteil. Antrieb per Muskelkraft ist sicherlich sportlich und umweltfreundlich, aber ich möchte vorankommen. Es geht darum die Landschaft zu genießen und ein paar schöne Stunden mit meiner Familie zu verbringen. 

Zurück zur Erstwasserung. Vor das Vergnügen haben die Götter den Schweiß gesetzt. Das heißt also 50kg Gummiboot auf das Autodach wuchten. Mein Dad hat leider nicht schnell genug die Flucht ergriffen und deswegen wird er zum Schleppen verurteilt. Die 12 km Fahrt von mir zur Anlegestelle sind ein erstes kleines Abenteuer. Das Boot und die Leinen machen ab 50km/h verdächtige Geräusche, die ich nur mit gespielter Ruhe meinem ebenfalls besorgt dreinschauenden Dad als normal verkaufen kann. Bloß nicht schneller fahren. Eigentlich muss alles halten. Wenn da nicht dieser verdammte Murphy wäre. 

Die Badestelle an der Sandhauser Straße ist leer. Mitte September ist die Badebegeisterung der meisten Menschen zum Glück relativ klein. Wir werden nur von wenigen Augenpaaren ungläubig angesehen, als wir das Boot vom Autodach in den brandenburgischen Zuckersand hiefen. Noch ist wenig Zubehör und Gepäck im Boot zu verstauen. Erstaunlich wieviel Platz auf 3.10m ist. Das wird sich später grundlegend ändern, wenn Frau und Kind an Bord kommen. 


Nicht das Gewicht, sondern die Ausmaße des Bootes machen uns ziemlich zu schaffen. Zum Glück sind es nur wenige Meter bis zum rettenden Nass. So fühlt sich also eine frisch geschlüpfte Schildkröte, die nach quälenden Metern über den Sand ihr Element erreicht. Das Boot schwimmt! Den nicht viel leichteren Motor aus dem Kofferraum holen und los geht es. 


Die Freude über die neugewonnene Freiheit auf dem Wasser währt leider nicht lange. Kurs halten ist kein Problem, aber jede Kurve muss mit erstaunlichem Kraftaufwand eingeleitet werden. Die Lenkung wurde wohl von einem Kraftsportler getestet. Wir glauben an einen Fehler und drehen an so ziemlich jeder Schraube am Motor. Das Problem bleibt bestehen.

Beschäftigt mit der Suche nach der von mir getauften "Lenkungsdrehkrafteinstellschraube" fällt mir das große blaue Boot zunächst nicht auf. Warum haben die Dinge fast nie Namen, die ihre Funktion beschreiben? Meine Suche in der Anleitung nach Lenkungsdrehkrafteinstellschraube ist nicht von Erfolg gekrönt. Eine Stimme unterbricht mich bei der Suche. Wasserschutzpolizei, Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Das Medium mag sich ändern, das heißt jedoch nicht, dass sich das Gebaren des Ordnungspersonals ändert. Ich sehe verdutzt zu dem riesigen Schiff hinüber. Langsam sortieren sich meine Gedanken. Ich muss anlegen. Und das ohne Servolenkung. Nagut das schaffe ich doch leicht.  Ein kräftiger Ruck am Steuer und ich schieße frontal auf die Steuerbordseite des Polizeikreuzers zu. Jetzt nur keine Panik! Ich lege den Rückwärtsgang ein und... zu spät. In guter Freibeutermanier haben wir den Feind gerammt. Das Entern bleibt jedoch wegen fast 3m Höhenunterschied aus. Die netten Herren in blau sind sofort auf dem aktuellen Stand und schätzen mich als den maritimen Vollprofi ein, den auch sie in den letzten 5 Minuten kennengelernt haben.

Mein Dad möchte gerne im Boden versinken und ich kann es ihm nicht wirklich übel nehmen. Wir haben keine Registrierungsnummer am Boot und mein Angebot mit dem mitgeführten schwarzen Edding 3000 Abhilfe zu schaffen wird nicht eines Kommentares gewürdigt. Oma hatte mal wieder vollkommen recht. Ist der Ruf erst ruiniert lebt es sich völlig ungeniert. Ich werde auf die Registrierungspflicht hingewiesen und unter Einsatz von drei(!) Fendern ziehen gelassen.



Ein Dank an die Berliner Wasserschutzpolizei für so viel Nachsicht. Doch auch diese hat ihre Grenzen. Doch dazu später mehr.

Mast und Schotbruch wünscht
Daniel

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